Zusammengestellt von Mitgliedern des Presseausschusses zum 25 Jährigen Jubiläum im Jahr 1980

Das Gründungsjahr 1955

Wenn man einen Baum pflanzt, bedarf das sicher einiger Vorbereitungen. Die Pflanzung selbst ist eine glatte Angelegenheit und schnell erledigt. Die Gründung einer Familie ist da schon eine ganz andere und ernstere Sache, wenngleich auch manchen das Glück überrumpelt. Dennoch bedarf es einiger Zeit, sogar einer ganz bestimmten, bis aus einem Ehepaar eine Familie wird. Vom Hausbau wissen auch viele ein Lied zu singen. Was muss neben den Finanzen alles beachtet und getan werden, bevor es ans Bauen geht. Viele sind beteiligt, doch manche bekommt man nicht zu Gesicht, sogar beim Richtfest nicht.

 

Nicht anders verhält es sich mit der Gründung eines Vereins. Wie man aus den Unterlagen des Schützenvereins Pohl-Göns entnehmen kann, und wie es etliche Mitglieder noch in Erinnerung haben, war die Vereinsgründung im Jahr 1955 keine Augenblicksache, sondern ein Vorgang, der sich über mehrere Monate hinzog. Wann, wo und in welchem Zusammenhang zuerst über die Gründung eines Schützenvereins gesprochen wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit festlegen. Sicher ist jeden falls, dass viele einzelne Gespräche unter möglichen Interessenten für den Schießsport geführt wurden. So erinnert man sich, dass es wohl kaum eine Begegnung in dieser Zeit mit unserem bereits verstorbenen Schützenbruder Albert Rompf gab, in der dieser nicht das Thema Schützenverein ansprach. Er und seine beiden Jagdfreunde Wilhelm Kollmar und Erwin Gombert, die früher so manches Preisschießen besucht hatten, (das Schießbuch des Schützenvereins 1924 Ebersgöns gibt hierüber Auskunft) nahmen sich besonders der Aufgabe an, auch in Pohl-Göns einen Schützenverein zu gründen. Da man ja mit drei Personen noch nicht als Verein galt, suchte und fand man noch andere Personen Interessenten, die entweder, wie Albert Jung, bereits Mitglied eines Schützenvereins waren, oder, wie Karl Becker, es werden wollten. Dies war ein Anfang, und es wurde gehandelt. Mit Schreiben vom 14. April 1955 wurde der Hessische Schützenverband, Landesverband des Deutschen Schützenbundes, um Unterstützung für die Vereinsgründung, Mustersatzungen, Genehmigung von Waffen und Schießstand gebeten.

 

Noch mit dem gleichen Datum kam das Antwortschreiben, in dem mitgeteilt wurde, dass DM 3,- Meldegelt pro Mitglied zu zahlen seien. Gleichzeitig war ein Meldebogen beigelegt. Weiterhin wurde für jeden Schützen vom vollendeten 18. Lebensjahr ab ein Jahresbeitrag von DM 2,50 gefordert, was den Bundesbeitrag und die Versicherungsgebühr einschloss. Der Wunsch nach einer Mustersatzung konnte nicht erfüllt werden, da jeder Verein gehalten war, eine eigene Satzung zu erstellen.

 

Mit diesem „Rüstzeug“ ging´s dann in Pohl-Göns weiter. Zunächst wurde durch örtliche Bekanntmachung – wir hatten damals in jeder Straße noch einige schwarze Anschlagtafeln – zu einer Versammlung in die Schule, Wetzlarer Str. 1, eingeladen. Hierbei darf erwähnt werden, dass dies durch die Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Ruth geschah. In dieser Versammlung sprachen sich 14 der anwesenden Herren (es war also ein reiner Herrenverein, noch keine Dame) für die Gründung eines Schützenvereins aus. Das ermutigte Albert Rompf, Karl Becker und Albert Jung zu einer Gründungsversammlung am 04.Juni 1955, 21.00 Uhr, in die Gastwirtschaft „Sommerkorn“ einzuladen.

 

Nun könnte heute mancher sagen, warum erst um 21.00 Uhr? Die Erklärung ist für den, der es miterlebte ganz einfach. Nicht, weil alle noch die Tagesschau sehen wollten, sondern weil viele, ja die meisten, neben dem Beruf noch eine Landwirtschaft betrieben und daher gerade als Feierabend- oder Samstagsbauern nicht früher Zeit hatten. So ist es auch zu verstehen, dass die später folgenden Übungsschießen vorwiegend an Sonntagvormittagen stattfanden.

 

Zur angesetzten Gründungsversammlung am 04. Juni erschienen 17 Personen, womit der Kreis der Interessenten auf insgesamt 25 angewachsen war. Belegt wird dies durch die anlässlich der ersten Zusammenkunft in der Schule angefertigte Anwesenheitsliste, die bei der Gründungsversammlung fortgeschrieben wurde. Somit war aus kleinen Anfängen ein Verein entstanden. Nach einer allgemeinen Aussprache über die Durchführung von Übungs- und Wettkampfschießen, wie sie in anderen Vereinen praktiziert wurden, und der dabei benutzen Luftgewehre, denn nur an solche war zu denken, kam man zum Konkreten: dem notwendigen Geld. Die Versammlung beschloss mit Mehrheit, dass zur Anschaffung eines Luftgewehres ein Beitrag von DM 5,- pro Mitglied (zahlbar in 2 Raten) zu erheben sei, der gleichzeitig als Aufnahmegebühr für neue Mitglieder gelten sollte. Dies hat sich bis heute erhalten, indem bei Neuaufnahmen das Vereinsabzeichen gegen eine Gebühr von DM 5,- überreicht wird. Der Monatsbeitrag wurde damals auf DM 0,50 festgesetzt: in der damaligen Zeit ein nicht gerade geringer Beitrag. Das Protokoll sagt dann weiter, dass einstimmig beschlossen wurde, dem Verein den Namen „Schützenverein Pohl-Göns“ zu geben. Schlicht und einfach, kein Zusatz, kein Beifügen; es waren einfach Sportschützen, die sich auf nichts zu berufen hatten.

 

Der daraufhin gewählte erste Vorstand setzte sich folgendermaßen zusammen:

1. Vorsitzender Karl Becker

2. Vorsitzender Hans Hansen

Schriftführer Albert Jung

Kassenwart Harold Herbel

Schießwart Erwin Gombert

 

Um den Verein zu festigen und möglichst weitere Mitglieder zu gewinnen, wurde beschlossen, in jedem Monat (am 1. Mittwoch) eine Versammlung abzuhalten. Man sprach sich ebenfalls dafür aus, dass kein bestimmtes Lokal als Vereinslokal gewählt werden sollte. Die monatliche Versammlung und das Übungsschießen fanden deshalb jeweils in einer anderen Gastwirtschaft unserer Gemeinde statt. Mit einem Luftgewehr und dem nötigen Kugelfang ging es auf die Reise. Für den heutigen Stand des Vereins ein unmögliches Unterfangen. Aber so waren die Anfänge nun mal, dafür war die Stimmung im Verein schon von Anfang an recht gut. Geselligkeit war und ist wohl auch heute noch ein besonderes Merkmal unseres Schützenvereins, denn anders als bei anderen Vereinen ist der Schütze zunächst einmal auf sich selbst gestellt. Er bedarf der ausgeglichenen Konzentration, um eine möglichst gute Leistung zu erzielen. Dabei sollen andere ihn nicht stören. Am Schießstand muss Ruhe herrschen, dafür können die Wartenden sich ausgleichender Unterhaltung und Ent-

 

Bei einem gerade gegründeten Verein musste besonders auf Sicherheit und Ordnung beim Schießen geachtet werden. Das war wohl auch der Anlass, dass sich die erste Montagsversammlung am 06. Juli 1955 in der Gastwirtschaft „Zum Hüttenberg“ ausführlich mit diesem Thema beschäftigte. Auf Vorschlag vom 2. Vorsitzenden Hans Hansen wurden die Schützenbrüder Kaiser, Becker, Weber, Jung und Gombert zur Aufsicht beim Schießen eingeteilt. Vorsitzender Becker konnte in dieser Versammlung auch mitteilen, dass das angeschaffte Luftgewehr nebst Kugelfang bezahlt sei, wenngleich einige Mitglieder ihre Beiträge noch nicht entrichtet hatten. Durch Spenden und die Einnahmen von DM 90,40 Schießgeld in den 4 Wochen seit der Gründung konnte der Verein seine Verpflichtungen begleichen.

 

Sehr geehrte fühlte sich der junge Verein durch eine Einladung des „Schützenvereins 05 Cleeberg“ zu einem Preisschießen mit Kleinkaliber aus Anlass von dessen 50jährigen Jubiläum für den darauffolgenden Sonntag. Mit dem 1. Vorsitzenden Karl Becker fuhr eine kleine Mannschaft nach Cleeberg und nahm an diesem Preisschießen teil. Eine größere Abordnung konnte wegen eines Sängerfestes in Lang-Göns, an dem auch Schützenbruder Harold Herbel teilnahm, nicht gestellt werden. Einige Preise, die Karl Becker und Alfred Kaiser mitbrachten, werden von beiden noch als Erinnerungsstücke aufbewahrt.

 

Schon in der Monatsversammlung am 07. September in der Gaststätte „Zum guten Tröpfchen“ (Hedwig Wenzel) befasste man sich auf Anregung von Karl Becker mit der Durchführung eines Preisschießens in Pohl-Göns. Hierfür wurde der Saal der Gastwirtschaft „Windhof“ für den darauffolgenden Monat vorgesehen. Spontan erklärten sich einige Mitglieder bereit, zu diesem Zweck Preise zu stiften. Unter Beteiligung etlicher Schützenbrüder aus benachbarten Orten (Butzbach, Gambach, Ebersgöns) und vielen Interessenten wurde an drei verschiedenen Sonntagen im Oktober 1955 das erste Preisschießen des Schützenverein Pohl-Göns durchgeführt. Im Saal der Gastwirtschaft "Windhof" hatte unser rühriger Vorsitzender einige Schießstände eingerichtet, die den Sicherheitsbestimmungen entsprachen. Waren wir doch nun auch in den Landesschützenverband aufgenommen und hatten über die Sicherheitsbestimmungen mehr erfahren. Dies alles wurde noch ergänzt durch die Ratschläge der älteren Schützenbrüder.

 

Wenngleich in der Monatsversammlung am 03. November 1955 in der Gastwirtschaft „Schützenhof“ nur acht Mitglieder anwesend waren, durfte der Verein über das gelungene Preisschießen zufrieden sein. Alles wurde vorbereitet, dass von nun an turnusgemäß in diesem Lokal und zwar in der „Turnhalle“ geschossen werden konnte. Wenngleich auch eine leichte Flaute in der Beteiligung am Übungsschießen in dieser Monatsversammlung festzustellen war, besserte sich dies bald wieder. Die Turnhalle war geheizt und lud gerade dazu ein, fleißig zu üben. Das wurde denn auch ausgiebig genutzt.

 

Die erste Jahreshauptversammlung des Vereins wurde am 17. Dezember 1955 in der Gastwirtschaft „Zum Hüttenberg“ bei unserem bereits verstorbenen Mitgründer Wilhelm Hankel abgehalten. Vorsitzender Karl Becker konnte für den jungen und zahlenmäßig noch schwachen Verein einen erfreulichen Bericht geben, der mit viel Beifall aufgenommen wurde. Er stellte besonders das Preisschießen heraus, bei dem wir dank guter Beteiligung viele Preise aussetzen konnten, die uns sicher neue Freunde gebracht hatten. Auch der Kassenbericht mit DM 345,71 Guthaben stimmte die Versammlung zufrieden, so dass gleich neue Pläne geschmiedet wurden. Die Anschaffung eines weiteren Luftgewehrs und der Bau eines Kleinkaliberschießstandes wurden besprochen, die Entscheidung jedoch vertagt. Daneben wurde angeregt, dass sich der Verein an der Verschönerung unseres Dorfes beteiligten sollte. Es war daran gedacht, Bäume anzupflanzen und Ruhebänke aufzustellen. Letzteres ist dann auch geschehen und wird noch heute von unserem Schützenverein durchgeführt.

 

Wie immer, wenn Schützen zusammen sind, gibt es auch einen gemütlichen und geselligen Teil. Das kann man am Ende aller Protokolle nachlesen, und mancher hat dies noch in guter Erinnerung. So war es auch in der angesprochenen Jahreshauptversammlung, zumal die Ehefrauen ebenfalls daran teilnahmen. Die Verlängerung der Polizeistunde für diesen Abend wurde restlos ausgenutzt. Es hat auch einige Spätheimkehrer gegeben, die privat noch weiter feierten, wie man beim darauffolgenden Frühschoppen erfahren konnte.

 

Selbstverständlich wurde schon im Gründungsjahr des Vereins eine Vereinsmeisterschaft ausgetragen, aus der Karl Becker als Sieger hervorging. Ende des Jahres 1955 konnte der Schützenverein auf bewegende Ereignisse zurückblicken. Alle Anfangsschwierigkeiten waren überwunden und einem kontinuierlichen Weiteraufbau stand nichts mehr im Weg.

Noch im Jahr 1978 befasste sich der Vorstand mit den ersten Vorbereitungen für das diesjährige Jubiläumsfest.

Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass auch in den nächsten 25 Jahren sportliche Erfolge und geselliges Beisammensein das Vereinsleben bestärken.